Nur wenige Menschen kennen sich mit den Entwicklungen an den Börsen rund um den Globus so gut aus wie Heiko Thieme. Der „Jules Verne der Börse“, wie ihn die österreichische Tageszeitung „Der Kurier“ einmal nannte, beobachtet seit fast fünf Jahrzehnten intensiv die Geschehnisse auf dem Parkett. Wenn er über sein Lieblingsthema spricht, dann ist Heiko Thieme so überzeugend, dass selbst Menschen mit großen Vorbehalten gegenüber Wertpapieren über einen Einstieg in die Welt der Aktien nachdenken. „Seit März 2009 befinden sich fast alle Börsen der Welt in einem Aufwärtstrend. Eine derartige Hausse ist in der Börsengeschichte einmalig und kann noch ein bis zwei Jahre weitergehen“, sagt Heiko Thieme. Abhängig sei dies von der europäischen Notenbank, die ihre lockere Geldpolitik allmählich zurückfahre, während die US-Notenbank die Leitzinsen bereits seit Ende 2015 von null auf fast zwei Prozent erhöht habe. Noch wichtiger seien jedoch die geopolitischen Entwicklungen. „Möglicherweise droht ein durch den US-Präsidenten Donald Trump politisch indizierter Handelskrieg. Dieser würde die Hausse noch in diesem Sommer beenden und zu einem Albtraum werden, wobei die Kursverluste ein Minus von über 20 Prozent an den Weltbörsen erreichen könnten. In einem Handelskrieg würde es somit keine Gewinner geben“, so die Analyse des renommierten internationalen Finanz- und Anlageexperten, der 1997 als erfolgreichster Fondsmanager der Vereinigten Staaten ausgezeichnet wurde.
Unter dem Strich werde sich der Kauf von Aktien jedoch auch vor dem Hintergrund einer zunehmenden Verunsicherung in der Finanzwelt langfristig weiter lohnen. „Fallen der DAX womöglich in diesem Sommer deutlich unter die 12 000-Punkte-Marke und das bekannteste Börsenbarometer der USA, der Dow Jones, weit unter die Marke von 23 000 Punkten, wäre dies eine echte Kauf- und Einstiegschance. Denn clevere Anleger nutzen eine Schwächephase an der Börse aus, um dann später zu den glücklichen Gewinnern zu gehören.“
Dies allerdings habe sich in Deutschland bislang noch nicht herumgesprochen. „In puncto Aktien ist die Bundesrepublik leider nach wie vor ein Schwellenland. Gerade einmal 15 Prozent der Deutschen investieren zum Vermögensaufbau in Aktien oder Aktienfonds, weil sie diese als zu spekulativ betrachten. Da ist somit noch extrem viel Spielraum nach oben“, sagt Heiko Thieme.
Doch in welche Werte sollten Anleger denn nun investieren? Was sind für ihn geeignete Bausteine für die private Geldanlage? Heiko Thieme empfiehlt Investments über börsengehandelte ETFs (Exchange Traded Funds) in den DAX oder den Dow-Jones-Index, über die Anleger neben Kursgewinnen auch von den Dividenden der entsprechenden Unternehmen profitieren. Empfohlener Gesamtanteil: 40 Prozent. Zu einem ausgewogenen und möglichst gut gestreuten Portfolio gehören nach seiner Auffassung auch Investments in bis zu zehn Einzelwerte, beispielsweise Lufthansa, IBM, Covestro – und auch Volkswagen, weil das Unternehmen trotz aller Problematiken gut aufgestellt sei. Eher nervenstarken Anlegern rät er sogar zu Aktien der Deutschen Bank oder Commerzbank. „Dabei kommt es nicht darauf an, was man kauft, sondern wie viel. In Einzelwerte kann man je nach Risikoeinschätzung zwischen ein bis drei Prozent investieren. Regelmäßiges Investieren über Jahre hinweg zahlt sich schlussendlich garantiert aus“, ist Heiko Thieme überzeugt. Denn die Weltwirtschaft wachse trotz gelegentlicher Unterbrechungen weiter und ein Ende dieses Trends sei nicht in Sicht. Daran hätten unter anderem auch technische Erneuerungen einen beachtlichen Anteil, vor allem im Bereich der fortschreitenden Digitalisierung.
Weil Heiko Thieme seit vielen Jahren ein bekennender Optimist ist, geht er davon aus, dass der DAX langfristig – also etwa bis 2050 – auf mehr als 50 000 Punkte klettern wird. Und das sei, so der Experte mit Wohnsitz in New York und Europa, eine „konservative“ Erwartung.